Die Erneuerung der Tiǧānīya in Mauretanien. Popularisierung religiöser Ideen in der Kolonialzeit
Frede, Britta – 2014
Die vorliegende Studie untersucht die Sozial- und Religionsgeschichte der maurischen Tiganiya anhand der Analyse ihrer religiösen Theorie und Praxis sowie ihrer sozialen Organisation. Mithilfe der Neuerschließung arabischer Manuskripte, Print-, Video-, Audiomedien und Zeitzeugeninterviews wird das Leben des mauretanischen Sufi-Scheichs Šai?ani (1907-1986) rekonstruiert. Šai?ani repräsentierte den Zweig der maurischen Tiganiya, der sich maßgeblich für die Etablierung einer im Senegal entstandenen Erneuerungsbewegung in Mauretanien einsetzte. Diese von Ibrahim Niasse (1900-1975) Ende der 1920er Jahre inspirierte Erneuerung zeichnete sich insbesondere durch die Popularisierung von Transzendenzerfahrungen aus. Der in der Studie skizzierte Prozess der Sedentarisierung setzt die Geschichte der untersuchten religiösen Gemeinschaft in den Kontext der sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen des kolonialen sowie postkolonialen Mauretaniens und liefert so einen Beitrag zum Verständnis der jüngeren Historiographie Mauretaniens und des nachklassischen Sufismus.